WAS SIND KOMPLEMENTÄRE MASSNAHMEN, UND KÖNNEN SIE MIR HELFEN?
Komplementäre Therapiemaßnahmen werden zusätzlich zu einer mit klinischen Studiendaten belegten (d. h. evidenzbasierten) Krebstherapie eingesetzt. Dieser Begriff beinhaltet sehr viele verschiedene Maßnahmen, die ergänzend ergriffen werden können. Eine klare Definition, welche Therapieansätze dazugehören und welche nicht, gibt es nicht.
Wofür werden komplementäre Maßnahmen eingesetzt?
Sie können dazu beitragen, körperliche Beschwerden abzuschwächen, die durch die Tumorerkrankung selbst und/oder durch Nebenwirkungen der Medikamente verursacht werden. Die Lebensqualität kann dadurch verbessert werden.
Dass Sie alles dafür tun möchten, um die eigene Erkrankung in Schach zu halten, ist nachvollziehbar und verständlich. Für einige komplementäre Maßnahmen liegen jedoch nur wenige bzw. keine Daten aus klinischen Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit vor. Häufig ist auch die Qualität der Studien unzureichend, oder die Ergebnisse sind widersprüchlich. Oft ist also nicht gesichert, dass komplementäre Maßnahmen bestimmte Beschwerden lindern können.
Das heißt jedoch nicht, dass diese keinen Nutzen haben können. Betroffene berichten immer wieder, dass ihnen ergänzende Therapien geholfen haben. Ob und welche komplementären Maßnahmen möglicherweise sinnvoll sind, um bestimmte Beschwerden zu lindern, ist von Person zu Person stark unterschiedlich.
Komplementäre Maßnahmen sind eine Ergänzung zur nachweisbar wirksamen onkologischen Therapie – und niemals eine Alternative.
Wie finde ich die richtige komplementäre Massnahme für mich, und worauf muss ich achten?
Um eine passende komplementäre Maßnahme (weiter unten haben wir einige für Sie aufgelistet) für Sie zu finden – sofern Sie eine in Anspruch nehmen möchten –, ist ein Gespräch mit Ihrem Behandlungsteam von großer Bedeutung, damit Ihre Gesundheit und die Wirksamkeit Ihrer onkologischen Therapie nicht gefährdet werden. Manche Maßnahmen können Wechselwirkungen verursachen. Das bedeutet, dass die Wirksamkeit Ihrer Krebsbehandlung vermindert oder aber Nebenwirkungen verstärkt werden können.
Sprechen Sie dieses Thema daher offen an und überlegen Sie sich im Vorfeld, warum Sie eine komplementäre Maßnahme in Anspruch nehmen möchten und was Sie davon erwarten. Es ist wichtig, dass Sie sich nur dann für ein Angebot entscheiden, wenn Sie sich sicher sind, dass es Sie zusätzlich zu Ihrer medizinischen Behandlung sinnvoll unterstützen kann. Auch wenn es leichter klingen mag, als es ist: Lassen Sie sich bitte nicht von Ihrem Umfeld unter Druck setzen, zusätzlich etwas in Anspruch zu nehmen, das Sie nicht möchten. Gerade zum Thema komplementäre Maßnahmen gibt es viele falsche Informationen und Versprechungen, vor allem aus dem Internet.
Bitte beachten Sie, dass komplementäre Maßnahmen niemals die von Ihrem behandelnden Arzt*Ihrer behandelnden Ärztin verschriebene Krebstherapie oder andere medizinische Maßnahmen ersetzen können.
Manche Maßnahmen werden speziell für Brustkrebspatient*innen angeboten, andere sind viel breiter ausgerichtet. Wenn Sie ein Angebot neu kennenlernen wollen, können Sie es ein-, zweimal ausprobieren und danach entscheiden, ob es Ihnen guttut und hilft.
Anbieter*innen einer komplementären Behandlungsmethode sollten Ihnen deren Möglichkeiten, aber auch deren Grenzen verständlich erklären. Wer seriös arbeitet, wird Ihnen darüber hinaus auch Bedenkzeit geben, alle Ihre Fragen beantworten und Ihre Entscheidung für oder gegen die Therapie respektieren. Sie sollten auch im Vorfeld über die Ziele, Dauer sowie Kosten der geplanten Behandlung aufgeklärt werden.
Wer darf in Österreich komplementäre Maßnahmen anbieten?
Gesetzlich geregelte Gesundheitsberufe: Darunter fallen z. B. Ärzt*innen, Apotheker*innen, Physiotherapeut*innen, Gesundheits- und Krankenpflegeberufe oder medizinische Masseur*innen/Heilmasseur*innen.
Die Anwendung komplementärer Maßnahmen findet auch im Gewerbe statt. Komplementäre Maßnahmen werden hier an gesunden Menschen zur Verbesserung des Wohlbefindens, zur Förderung der Gesundheit oder im Bereich Wellness eingesetzt. Angehörige von gewerblichen Berufen dürfen keine Diagnosen stellen und keine Behandlungen/Therapien von Krankheiten/krankheitswertigen Störungen durchführen.
Reglementierte Gewerbe mit Gesundheitsbezug: Darunter fallen z. B. gewerbliche Masseur*innen oder Fußpfleger*innen.
Freie Gewerbe: Sämtliche der Gewerbeordnung unterliegende Tätigkeiten, die nicht als reglementierte oder Teilgewerbe ausdrücklich angeführt sind, sind freie Gewerbe. Hier ist kein Befähigungsnachweis erforderlich. Anbieter*innen haben kein Fachwissen erworben, um Krankheiten/krankheitswertige Störungen erkennen zu können. Energetiker*innen gehören z. B. dem freien Gewerbe an.
Komplementäre Maßnahmen dürfen in Österreich auch von Personen angeboten werden, die weder in einem Gesundheitsberuf noch in einem Gewerbe eine gesetzlich geregelte Ausbildung abgeschlossen haben. Das sind z. B. Wender*innen, Geistheiler*innen oder Schaman*innen. Bei diesen Anbieter*innen ist nicht gewährleistet, dass sie Krankheiten/krankheitswertige Störungen erkennen können, es besteht die Gefahr der Gefährdung von Patient*innen. Ihnen ist ebenfalls jegliche Diagnostik, Behandlung und Therapie von Krankheiten/krankheitswertigen Störungen verboten.
Alle diese ärztlichen und nichtärztlichen Anbieter*innen sollten:
- Umfangreiches Wissen über Krebserkrankungen haben
- Sich zu den entsprechenden Maßnahmen ausreichend fortgebildet haben
- Wirkweise und Grenzen dieser Maßnahmen kennen
- Kenntnis darüber haben, unter welchen Voraussetzungen die Maßnahme helfen und wann sie schädlich für Sie sein kann
Tipp: Erkundigen Sie sich genau nach den Qualifikationen von Anbieter*innen. Welche Grundausbildung bzw. Zusatzausbildungen wurden absolviert? Wie lange haben diese gedauert, und wo wurden sie absolviert? Sind die Ausbildungen staatlich anerkannt? Werden regelmäßig Weiterbildungen besucht? Werden nur die Behandlungsmethoden angeboten, die auch tatsächlich erlernt wurden und ausgeübt werden dürfen? Wenn Sie noch auf der Suche sind, können Sie bei vielen offiziellen Verbänden die Mitgliederlisten einsehen.
Achtung vor Heilversprechen!
Auch im Internet gibt es viele Informationen zu diesem Thema – doch leider wird hier oft mit den Ängsten und Hoffnungen von Betroffenen gespielt. Neben seriösen Angeboten gibt es auch solche, die eine sofortige Heilung bzw. Verbesserung Ihres Gesundheitszustandes ohne medizinische Behandlung versprechen. Hinterfragen Sie besonders diese sehr kritisch, denn eine Erkrankung wie Krebs erfordert langfristige, gut abgestimmte medizinische Therapien mit erwiesen wirksamen Medikamenten und Behandlungen.
Bei Arzneimitteln, die in Österreich nicht zugelassen bzw. nur über das Internet erhältlich sind, aber auch bei Nahrungsergänzungsmitteln ist Vorsicht geboten. Nahrungsergänzungsmittel unterliegen nicht dem Arzneimittelgesetz und können daher einfacher zugelassen werden. Sie dienen ausschließlich der Zufuhr zusätzlicher Nährstoffe als Ergänzung zur allgemeinen Ernährung. Die Heilung, Linderung oder Verhütung von Erkrankungen ist ausschließlich Arzneimitteln vorbehalten.
Sprechen Sie auf alle Fälle mit Ihrem Behandlungsteam, um den Nutzen einer Komplementärmaßnahme zu beurteilen. Sie können sich z. B. auch an eine Beratungsstelle der Österreichischen Krebshilfe wenden, um sich über die Anwendung von ergänzenden Maßnahmen zu informieren oder nach Empfehlungen von seriösen Therapeut*innen zu fragen. Die Behandlungskosten der meisten komplementären Maßnahmen werden nicht von der Krankenkasse übernommen.
Bitte informieren Sie Ihren behandelnden Facharzt*Ihre behandelnde Fachärztin über alle zusätzlichen Maßnahmen, die Sie in Erwägung ziehen. Denn jede – auch harmlos wirkende – zusätzliche Maßnahme kann sich auf Ihre medikamentöse Krebsbehandlung auswirken.
Patient*innenleitlinie als Informationsquelle
Doch worauf kann man als Patient*in nun vertrauen? Für ein Mehr an Sicherheit und einen guten Überblick wurde z. B. die Leitlinie „Komplementärmedizin: Eine Leitlinie für Patienten mit einer Krebserkrankung“ speziell für Patient*innen und Angehörige erstellt. Diese Leitlinie wurde von Expert*innen der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe erstellt. Dieses Dokument gibt Ihnen einen guten Überblick über verschiedenste Komplementärmaßnahmen und informiert Sie über wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesen Maßnahmen. Dieses Dokument ist eine sehr umfangreiche und seriöse Informationsquelle. Es kann Ihnen wichtige Anhaltspunkte liefern, wenn Sie darüber nachdenken, komplementäre Maßnahmen miteinzubeziehen.
Wieso gibt es Leitlinien, und an wen richten sie sich normalerweise? Leitlinien werden zum Großteil für medizinisches Fachpersonal erstellt. Sie fassen das aktuelle medizinische Wissen und die Praxiserfahrung von Expert*innen zu einem Krankheitsbild zusammen und stellen dadurch eine Unterstützung und Orientierung für medizinisches Fachpersonal dar.
KOMPLEMENTÄRE MASSNAHMEN KÖNNEN SEIN
Für die Bewertung der unten angeführten Maßnahmen wurde die oben genannte Patient*innenleitlinie „Komplementärmedizin: Eine Leitlinie für Patienten mit einer Krebserkrankung“ herangezogen. Die Empfehlungen dieser Leitlinie stützen sich, soweit es möglich ist, auf fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse. Einige Erkenntnisse sind erwiesen und durch aussagekräftige Studien abgesichert. Andere wurden in Studien beobachtet, die keine zuverlässigen Resultate liefern. Manchmal gibt es auch widersprüchliche Ergebnisse. Die in dieser Leitlinie geprüften Studien wurden einer kritischen Wertung unterzogen. Je nach Datenlage sowie Einschätzung der Leitliniengruppe gibt es unterschiedlich starke Empfehlungen:
Bewertung -> Empfehlung und Erklärung
„soll“ -> starke Empfehlung: Nutzen beziehungsweise Risiken sind eindeutig belegt und/oder sehr bedeutsam
„sollte“ -> Empfehlung: Nutzen beziehungsweise Risiken sind belegt und/oder bedeutsam
„kann“ -> Offene Empfehlung: Nutzen beziehungsweise Risiken sind nicht eindeutig belegt, oder der belegte Nutzen ist nicht sehr bedeutsam
Beruht die Empfehlung nicht auf Studiendaten, sondern auf Expert*innenmeinung, so wird dies mit „nach Meinung der Expert*innengruppe …“ dargelegt.
Medizinische Systeme
Akupunktur
ist ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin. Mit sehr dünnen Nadeln, die an bestimmten Punkten in die Haut gesteckt werden, soll der gestörte Energiefluss im Körper ins Gleichgewicht gebracht werden. Akupunktur kann als Reiz, der schmerzhemmende Wirkung auslösen soll, verstanden werden. Das Einstechen tut nicht weh. Die Nadeln verbleiben etwa 10 bis 30 Minuten in der Haut, bevor sie entfernt werden. Akupunktur wird häufig zur Linderung von Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit oder Erbrechen eingesetzt.
In Österreich darf Akupunktur ausschließlich von Ärzt*innen durchgeführt werden. (Im Bereich der Geburtshilfe dürfen zudem eigens dafür ausgebildete Hebammen akupunktieren.)
Bewertung der Wirkung der Methode Akupunktur
Aufgrund der überprüften Studien sollte Akupunktur zur Verminderung von Tumorschmerzen und zur Reduktion des Schmerzmittelbedarfs sowie bei Gelenksschmerzen, die durch Aromataseinhibitoren hervorgerufen werden, empfohlen werden.
Die Auswirkung einer Akupunkturbehandlung auf die Lebensqualität oder auf Fatigue (ausgeprägte Müdigkeit) wurde in zahlreichen Studien mit Patient*innen mit verschiedenen Krebsarten untersucht. Die Datenlage zu diesem Einsatzgebiet ist nicht eindeutig, viele Studien weisen methodische Mängel auf und sind daher nicht aussagekräftig. Die Leitlinie empfiehlt deswegen, dass Akupunktur eingesetzt werden kann, um die Lebensqualität von onkologischen Patient*innen zu steigern und Fatigue zu lindern.
Studien mit Brustkrebspatient*innen untersuchten die Auswirkungen von Akupunktur auf Angst und Depressivität. Auch hier ist die Datenlage nicht eindeutig. Daher kann Akupunktur eingesetzt werden, um Angst und Depressivität nach Abschluss einer Chemotherapie oder unter Therapie mit Aromataseinhibitoren zu reduzieren.
Akupunktur kann zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen angewendet werden sowie um Hitzewallungen bei Patient*innen, die eine Antihormontherapie erhalten haben, zu verringern.
Zusätzlich zu einer medikamentösen Therapie kann sie auch zur Linderung von Übelkeit und Erbrechen, wenn diese Beschwerden durch eine platinbasierte Chemotherapie hervorgerufen wurden, beitragen.
Zudem kann Akupunktur bei Patient*innen mit Brustkrebs während einer Chemotherapie im Anschluss an die Tumoroperation eingesetzt werden, um kognitive Beeinträchtigung zu verbessern. Sie kann auch bei Krebspatient*innen nach einer Strahlentherapie im Anschluss an eine Tumoroperation Mundtrockenheit lindern. Bei Patient*innen während der Strahlentherapie bringt Akupunktur dagegen keinen Vorteil.
Nebenwirkungen von Akupunktur
In keiner der untersuchten Studien wurde über Nebenwirkungen bzw. Wechselwirkungen durch Akupunktur berichtet.
Mind-Body-Verfahren
Meditation
ist eine Form der tiefen Entspannung. Ziel ist es, den Geist durch Achtsamkeits- und Konzentrationsübungen zu beruhigen. Dabei treten Sorgen und Zwänge des Alltags in den Hintergrund, während Ihre Psyche und Ihr Körper zur Ruhe kommen können. Es gibt viele unterschiedliche Schulen und Techniken, aber bei allen spielen Stille, Konzentration und Achtsamkeit eine wichtige Rolle. Meditation muss nicht in Verbindung mit einem bestimmten Glauben stehen. Yoga ist übrigens eine Art der bewegten Meditation.
Bewertung der Wirkung der Methode Meditation
In den bewerteten Studien wurden verschiedene Meditationsformen untersucht. Sie unterscheiden sich sehr stark, dadurch ist die Vergleichbarkeit der Ergebnisse schwierig. In einigen Studien mit Brustkrebspatient*innen zeigte sich eine kurzfristige positive Wirkung auf Lebensqualität und psychisches Wohlbefinden. Die Leitlinie empfiehlt daher, dass während der Krebstherapie sowie in palliativmedizinischer Versorgung Meditation angewandt werden kann, um die Lebensqualität zu verbessern und Depressivität zu senken. Auch um Angstsymptome oder akuten Stress zu verringern, kann Meditation in Erwägung gezogen werden.
Ob Meditation Fatigue lindern bzw. sich positiv auf die Schlafqualität auswirken kann oder einen Einfluss auf kognitive Beeinträchtigungen hat, kann aufgrund fehlender Daten nicht beurteilt werden.
Tai-Chi/Qigong
ist eine traditionelle chinesische Praxis. Sie ist auch unter dem Namen „Schattenboxen“ bekannt und besteht aus einer Abfolge langsamer, fließender Bewegungen, die den ganzen Körper involvieren. Neben Kraft, Beweglichkeit sowie Koordination integriert Tai-Chi auch Atemtechniken bzw. kognitive Fähigkeiten, wie z. B. Körperwahrnehmung, Aufmerksamkeit und Entspannung. Qigong ist im Gegensatz zu Tai-Chi oft durch vereinfachte Bewegungsabläufe und Wiederholungen der Bewegungen gekennzeichnet.
Bewertung der Wirkung der Methode Tai-Chi/Qigong
Zur Verminderung von Fatigue sowie Ein- und Durchschlafstörungen sollte Tai-Chi/Qigong für Krebspatient*innen während und nach der Krebstherapie empfohlen werden, da in Studien hierzu bedeutsame positive Effekte gefunden wurden.
In weiteren Studien gibt es erste einzelne Hinweise, dass Tai-Chi zur Verbesserung der Lebensqualität bei Krebspatient*innen beitragen kann. Die Leitlinie empfiehlt demzufolge, dass Tai-Chi/Qigong während der Krebstherapie eingesetzt werden kann, um die Lebensqualität zu verbessern und um Depressivität zu senken.
Nebenwirkungen
Bei Tai-Chi/Qigong gibt es wenig Nebenwirkungen, da die Bewegungen langsam ausgeführt werden. Es wurde lediglich über leichte Muskel- bzw. Skelettschmerzen berichtet.
Yoga
Dehn-, Haltungs- und Atemübungen können die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Körpers verbessern. Es gibt verschiedene Schulen, wie z. B. das Hatha-, Sivananda-, Jnana-, Iyengar- oder Ashtanga-Yoga. Einige fokussieren auf Kraft und Balance, während andere Entspannung, Meditation und Atemtechnik in den Vordergrund stellen.
Bewertung der Wirkung der Methode Yoga
Aufgrund der Datenlage und der gefundenen positiven Effekte sollte Yoga während und nach der Krebstherapie empfohlen werden, um Fatigue zu vermindern.
Daten zeigen, dass Yoga bei Brustkrebspatient*innen kurzfristig die Lebensqualität verbessern sowie Fatigue vermindern kann. Es kann nach der Therapie eingesetzt werden, um die Lebensqualität bei Brustkrebspatient*innen zu verbessern.
Yoga kann für die Verminderung von Ein- und Durchschlafstörungen, die Reduktion von kognitiven Beeinträchtigungen sowie für die Verminderung von therapiebedingten menopausalen Symptomen (also therapiebedingten Wechseljahresbeschwerden) angewendet werden.
Ob Yoga Stress bzw. Übelkeit und Erbrechen reduzieren kann, kann aufgrund fehlender Daten nicht beurteilt werden.
Nebenwirkungen
Yoga kann als sicheres Verfahren eingestuft werden. Es kann aber, wie bei anderen Bewegungsverfahren, zu Verletzungen, beispielsweise an den Muskeln, führen. Falls Sie einen Yogakurs besuchen, sollte der Yogalehrer*die Yogalehrerin über Ihre Erkrankung Bescheid wissen.
Körperorientierte Verfahren
(Schwedische) Massagen
Im Zuge der schwedischen (oder klassischen) Massage werden verschiedene Grifftechniken miteinander kombiniert. Sie soll vor allem Verspannungen lösen, die Durchblutung sowie den Stoffwechsel anregen, aber unter anderem auch die Psyche positiv beeinflussen.
Bewertung der Wirkung der Methode Massagen
Die gefundenen und berücksichtigten Daten reichen nicht aus, um eine Empfehlung für oder gegen Massagen bei Krebspatient*innen zu geben.
Shiatsu
ist eine manuelle Therapie und hat ihre Wurzeln in der chinesischen Massage Tuina. Therapeut*innen arbeiten mit ihren Fingern, um Druck auf bestimmte Körperstellen auszuüben.
Bewertung der Wirkung der Methode Shiatsu
Die gefundenen und berücksichtigten Daten reichen nicht aus, um eine Empfehlung für oder gegen Massagen bei Krebspatienten zu geben.
Osteopathie und Cranio-Sacral-Therapie
Bei der Osteopathie befasst man sich mit der Behandlung von Gelenken, Muskeln und Faszien und versucht, die Selbstheilung des Körpers zu fördern und zu aktivieren.
Die Cranio-Sacral-Therapie hat sich aus der Osteopathie entwickelt. Hierbei wird versucht, den körpereigenen Rhythmus – ein „rhythmisches Pulsieren“ der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit – des Patienten*der Patientin zu ertasten, welcher mit speziellen Techniken beeinflusst werden soll. Wissenschaftlich kann dieses „Pulsieren“ nicht nachgewiesen werden.
Bewertung der Wirkung der Methode Osteopathie
Es konnten keine aussagekräftigen Studien zur Wirkung von Osteopathie und Cranio-Sacral-Therapie auf Beschwerden, die durch die Krebserkrankung bzw. Krebstherapie verursacht wurden, gefunden werden.
Nach Meinung der Expert*innen soll Patient*innen mit einer geringen Knochenstabilität (aufgrund von z. B. Knochenmetastasen) bei Verletzungsgefahr von osteopathischen Behandlungen mit manipulativen Techniken oder Impulstechniken abgeraten werden.
Phytotherapeutika
Misteltherapie
ist eine der am häufigsten eingesetzten Komplementärmaßnahmen bei Brustkrebspatient*innen im deutschsprachigen Raum. Ihr wird eine Linderung von Begleiterscheinungen der Erkrankung, wie z. B. Fatigue und Übelkeit, nachgesagt. Mistelpräparate werden als Injektionen verabreicht, also unter die Haut gespritzt.
Bewertung der Wirkung der Methode Misteltherapie
Die Datenlage ist in diesem Bereich nicht eindeutig. In mehreren Studien gab es aber Hinweise auf positive Wirkungen einer Misteltherapie auf die Lebensqualität. Expert*innen der Leitlinie empfehlen daher, dass eine subkutane (= unter die Haut gespritzte) Anwendung überlegt werden kann, um die Lebensqualität zu verbessern.
Nebenwirkungen
In den bewerteten Studien wurde häufig über Hautreaktionen an der Einstichstelle berichtet. Schwere unerwünschte Ereignisse, die der Misteltherapie zuzuordnen sind, gibt es selten. In mehreren großen Übersichtsarbeiten wurden so gut wie keine schwerwiegenden, unerwünschten Ereignisse beim Einsatz von Mistelpräparaten bei Krebspatienten beschrieben.
Baldrian
Baldrianextrakt aus der Baldrianwurzel wird häufig zur Behandlung von Unruhezuständen sowie Schlafstörungen angewendet.
Bewertung der Wirkung von Baldrian
Die gefundenen Daten reichen nicht aus, um eine Empfehlung für oder gegen den Einsatz von Baldrian bei Krebspatient*innen, die an Ein- und/oder Durchschlafstörungen leiden, abzugeben.
Nebenwirkung
Extrakte aus der Baldrianwurzel sind gut verträglich. Direkt nach der Einnahme und in den ersten Stunden danach sollen Autofahren oder Bedienen von Maschinen vermieden werden. Baldrian kann Kopfschmerzen, Übelkeit sowie Bauchschmerzen, aber auch Durchfall und andere Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen.
Wichtig
Dieses Themengebiet wurde etwas ausführlicher behandelt, da das Interesse an diesem sehr groß ist. Wir haben für Sie lediglich die Maßnahmen aufgegriffen, die unserer Meinung nach für Sie besonders interessant sein könnten. Die Leitlinie „Komplementärmedizin: Eine Leitlinie für Patienten mit einer Krebserkrankung“ hat weitere Methoden für Sie bewertet.
Bitte sprechen Sie offen und ehrlich mit Ihrem Behandlungsteam über dieses Thema, falls Sie eine Methode ausprobieren möchten. Wichtig: Sie müssen nichts zusätzlich machen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
TIPPS & RESSOURCEN
Referenzen
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Deutsches Krebsforschungszentrum. KOMPLEMENTÄRE UND ALTERNATIVE KREBSMEDIZIN. https://www.krebsinformationsdienst.de/service/iblatt/iblatt-alternative-krebsmedizin.pdf, abgerufen im April 2023.
Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patienten, Konsultationsfassung, Stand Juli 2021. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/patientenleitlinien/komplementaermedizin/, abgerufen im April 2023.
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Abgrenzung zwischen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/arzneimittel/allgemeine_informationen/abgrenzung_nahrungsergaenzungsmittel/index.htm, abgerufen im April 2023.
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Anbieter:innen. https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Medizin-und-Gesundheitsberufe/Komplementärmedizin/Anbieter_innen.html, abgerufen im April 2023.
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Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Diagnose- und Behandlungsvorbehalt. https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Medizin-und-Gesundheitsberufe/Komplementärmedizin/Diagnose--und-Behandlungsvorbehalt.html, abgerufen im April 2023.
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Empfehlungen. https://www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Medizin-und-Gesundheitsberufe/Komplementärmedizin/Empfehlungen.html, abgerufen im April 2023.
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Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V. Bedenkliche Praktiken erkennen. https://www.krebsgesellschaftnrw.de/komplementarmethoden/bedenkliche-praktiken-erkennen/, abgerufen im April 2023.
Rogge, Bauer, Blettner, Horneber, Jahn, Joos, Keberle, Kettelgerdes, Klemperer, Längler, Voiß, Weiss, & Witt. Patient Preference and Adherence (2020). Kriterienliste zu seriösen Anbieterinnen und Anbietern komplementärmedizinischer Verfahren.
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Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Nahrungsergänzungsmittel. https://www.ages.at/mensch/ernaehrung-lebensmittel/lebensmittelinformationen/nahrungsergaenzungsmittel, abgerufen im April 2023.
WKO. Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure. https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/fusspfleger-kosmetiker-masseure/massage.html, abgerufen im April 2023.
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